Das Cross Mentoring in der Metropolregion Nürnberg
…ist ein etabliertes Personalentwicklungsprogramm für Führungskräfte, das seit 2006 jährlich in der Metropolregion Nürnberg mit je ca. 40 namhaften Unternehmen stattfindet. Regelmäßige Mentoringgespräche zwischen Mentor*innen und Mentees werden begleitet von einem Rahmenprogramm, das auf die spezifischen Anliegen von Nachwuchsführungskräften und Potentialträger*innen in den beteiligten Unternehmen zugeschnitten ist.
In diesem Interview sprechen wir mit Gerd Pohle, Logistikleiter bei E-T-A Circuit Breakers und Claudia Knoblich, Kaufmännische Leitung / Prokuristin bei Lebkuchen Schmidt GmbH & Co KG.
Das Tandem hat im Jahr 2019/2020 am Cross Mentoring teilgenommen.
Was war Euer erster Eindruck voneinander beim “Blind Date” am Kickoff? 😉
Gerd: Ich war vorerst zwiegespalten, ob es mit Claudia – aus dem kaufmännischen Feld – viele berufliche Gemeinsamkeiten geben wird, über die man sich austauschen kann. Im Laufe des Programms klappte das Miteinander sehr gut und Claudias Blickwinkel aus einer ganz anderen Tätigkeit erwies sich als sehr wertvoll.
Claudia: Mein erster Gedanke war tatsächlich: „Wer ist jetzt eigentlich älter?“ Die Frage haben wir nie geklärt, da sie faktisch keine Rolle spielt. Im ersten Gespräch sind wir dann auch direkt miteinander warm geworden und in ein insgesamt sehr interessantes Jahr gegangen.
Mit welchen Erwartungen und Zielen seid Ihr dann in das Mentoringjahr gestartet? Und konnten diese erfüllt werden?
Gerd: In unserem ersten Gespräch ging es erstmal um: „Wer bin ich? Wer bist du?“ – also das persönliche Kennenlernen. Mein Ziel bei dem Mentoring-Programm war es, primär einen guten Austausch zu generieren und meine Fragen immer wieder mit Claudia besprechen zu können, um ihre Perspektive zu erhalten. Ich erwartete also eine Mentorin als kompetente Ansprechpartnerin, die mit mir teilt, wie sie handeln würde.
Claudia: Man möchte den Mentee natürlich bei dem unterstützen, wo er Hilfestellung sucht. Ich war zu dem Zeitpunkt das zweite Mal Mentorin und hatte eine unterschiedliche, anders interessante Erfahrung im Vergleich zum ersten Mal. Gerd stellte beruflich und privat sehr gezielte Fragen, ich habe dann aus meinem Erfahrungsschatz berichtet.
Was war Euer größtes Highlight bzw. wertvollste Erkenntnis, die ggf. entscheidend für die Karriere des Mentees war?
Gerd: Claudias sachliche und klare Sicht auf Mitarbeiter*innenführung hat mir das komplette Programm über äußerst wertvolle Aha-Effekte beschert. Sie hat mich sehen lassen, dass es in meiner Verantwortung als Führungskraft liegt, Mitarbeiter*innenentscheidungen konsequent im Einklang mit den Unternehmenszielen zu treffen. Generell habe ich im Umgang mit vertraglichen und rechtlichen Themen durch das Mentoringjahr mehr Ruhe gewonnen.
Claudia: Manche Fragen von Gerd haben mich dazu animiert, überhaupt einmal bewusst darüber nachzudenken, wie ich mich selbst in bestimmten Situationen verhalte. Das regt einen wirklich an, das eigene Verhalten zu reflektieren und zu überdenken, um dann überhaupt einen Rat geben zu können.
Was konntet Ihr voneinander lernen?
Gerd: Ich bin in vielen Sachverhalten souveräner, ruhiger geworden im Laufe des Jahres. Auch meine Einstellung zum Mitarbeitenden und meiner Verantwortung ihnen gegenüber hat sich gewandelt.
Claudia: Ich fand die Einblicke in das Tätigkeitsfeld der Logistik sehr spannend, damit hatte ich sonst wenig Berührungspunkte. Diese Einblicke fachlicher Art waren dann sogar in meinem eigenen Unternehmen relevant. Das Mentoring-Programm zeigt mir immer wieder, dass man offen für neue Menschen bleiben sollte.
Welche Empfehlung könnt Ihr neuen Tandems für den Start geben?
Gerd: Offen sein, viel unterhalten und viele Fragen stellen. Die Perspektive und Erfahrungen des Anderen sind sehr wertvoll. Zudem sollte man die Möglichkeit zur Vernetzung nutzen. Man kann viel von der Kultur anderer Unternehmen lernen und aus den Bekanntschaften können sehr produktive Verbindungen entstehen.
Claudia: Unvoreingenommen in das Mentoring reingehen. Auch wenn der andere aus einem anderen fachlichen Bereich kommt, es geht ja gerade um den sozialen Austausch. Außerdem einen offenen Umgang pflegen und die Vertraulichkeit der besprochenen Themen wahren, damit sich der Mentee auch voll öffnen kann. Gerade diese Offenheit ist der große Vorteil des Cross Mentoring im Vergleich zum unternehmensinternen Mentoring.
Hat sich Eure berufliche Position seit der Teilnahme am Programm verändert?
Gerd: Meine berufliche Veränderung stand mit Beginn des Cross Mentoring Programms schon fest. Claudia hat mich dann auf diesem Weg der Veränderung begleitet.
Claudia: Für mich war es schön, diesen Schritt von Gerd begleiten zu können und konkret dabei zu sein. Auch privat gab es dann Veränderungen und ich hatte das Gefühl, bei ihm hatte sich dann zwischenzeitlich ein Berg aufgebaut, den er als Hürde sah, aber im Endeffekt super bewältigte. Meine berufliche Position hat sich seit meiner Teilnahme als Mentorin an dem Programm nicht verändert. Allerdings war ich selber einmal Mentee und bin aufgrund meiner Begeisterung heute in der Rolle als Mentorin tätig. Das Programm kann ich also nur wärmstens empfehlen.