Überall wird versucht aus allem etwas „agil“ zu machen – was aber, wenn ein ungewöhnliches Setting tatsächlich plötzlich agile Fans hervorbringt?
Ein alter Ofen, ein alter Stall, ein Tisch voller Zutaten und ein Team mit fragenden Gesichtern – willkommen beim Agilen Kochen.
Häufig begegnen mir Führungskräfte, die von agil gehört haben und gerne mit ihrem Team auch so arbeiten möchten oder zumindest gerne einen Spritzer Agilität in ihrem Arbeitsalltag hätten – und das alles oft nur, um auch auf dieser Welle mit schwimmen zu können. Denn wenn ich nach den Beweggründen frage und danach, wie hoch die Motivation ist, sich auf den agilen Weg zu begeben, erfahre ich häufig die tatsächlichen Auslöser: „Meine Führungskraft ist der Meinung, das würde uns helfen schneller zu werden.“ „Um agil kommt man ja gar nicht mehr herum. Wir wollen jetzt eben auch ein Board machen und so unsere Arbeit organisieren.“ „Wir sollen jetzt agil werden, damit Mitarbeiter Verantwortung übernehmen und flexibler agieren.“
Bei diesen Aussagen wird es mir dann ganz mulmig in der Magengegend. Denn häufig erkenne ich schnell, dass die Führungskraft vor mir den Nutzen und Sinn von agilem Arbeiten für ihr Team noch gar nicht umrissen hat. Daher fehlt es des Öfteren auch an echter Begeisterung und Energie für das Thema.
Somit heißt es dann, die Führungskraft zu einem gemeinsamen Lernprozess einzuladen und mit ihr gemeinsam herauszuarbeiten, worin der Mehrwert von agilem Arbeiten für das Team und für sie selbst liegt. Denn nicht nur das Team nimmt eine neue Rolle im agilen Vorgehen ein, sondern auch die Führungsperson bekommt neue Kraft und muss ihre eigene Rolle reflektieren und ausgestalten. Nach ein paar Terminen mit der Führungskraft ist im nächsten Schritt meist ein gemeinsames Offsite mit dem Team an der Reihe: Zwei Tage unter dem Leitgedanken „Agilität“. Was jedoch macht ein solch zweitägiges Treffen zu einem agilen Erlebnis? Was führt zu Begeisterung und motiviert dazu, die eigene Art zu Arbeiten zu hinterfragen? Frontalvorträge, Post Its schreiben und Filmchen über agile Methoden sind es mit Sicherheit nicht. Kreativ werden, in die Interaktion gehen, gemeinsam lachen und essen und dabei neue Rollenkonstellation ausprobieren klingt schon eher danach Lust auf „Anderes“ zu erzeugen.
Und damit sind wir mittendrin in der Agilen Koch- oder Backsession. Ein Team versammelt in einem alten umgebauten Stall, jeder mit einer Schürze ausgestattet und erwartungsfrohem Blick. Die erste Aufgabe liegt darin, eine Person auszuwählen, die die Rolle des „Agiler Coach“ einnimmt. Die restlichen Teilnehmenden bilden dann das Umsetzungsteam. Gemeinsam geht es nun darum, ein Menü zu planen und in festgelegten Sprints, zu kochen. Hierfür steht dem Team eine große Auswahl an Lebensmitteln sowie eine Kochexpertin zur Verfügung. Der Product Owner gibt die Vision des Abends bekannt und sorgt für ein strukturiertes Backlog. Daraufhin ist das Team gefragt, Vorschläge für ein Menü zu generieren und diese dem Kunden vorzustellen. Wenn der Kunde sein „Go“ gibt, kann es losgehen. Das Umsetzungsteam startet mit dem Sprintplanning und erstellt für sich ein Taskboard. Danach kann endlich gekocht werden. Innerhalb des ersten Sprints ist es nun am Team, die gezogenen To Dos zu erledigen und eine Vorspeise zu zaubern. Das Review bietet im Anschluss die Möglichkeit, erste Ergebnisse dem Kunden zu präsentieren bzw. verkosten zu lassen. Mit einer kurzen Retro endet der erste Sprint. Der Agile Coach hat die Rolle, das Team bestmöglich zu unterstützen, indem er alles Notwendige zur Verfügung stellt und auf eine gute Zusammenarbeit achtet. Je nach Gruppe und Menü werden mehrerer Sprints durchlaufen.
Im besten Falle endet der Abend mit vollen Bäuchen, vielen Aha-Erlebnissen und auf den anfangs fragenden Gesichtern ist ein strahlen zu sehen. Denn eins ist klar, Agilität muss erlebt werden, um wirklich eine Idee für sich selbst und die Arbeit im Team zu entwickeln. Auf dieser gemeinsamen Erfahrung wird im Nachgang aufgebaut. Immer wieder ziehen Teams Beispiele aus der Kochsession heran, die dazu genutzt werden, Themen besprechbar zu machen und die Arbeit zu reflektieren. So werden aus Skeptikern Fans, die Lust haben richtig los zu legen.
Neugierig geworden? Dann melden Sie sich und erleben auch Sie bald einen unvergesslichen agilen Tag! Ich freue mich auf Sie! Zum Seminar „Agiles Kochen“.
Wenn Sie lieber Agiles Backen erleben wollen und dabei einen Einblick in die Back- und Konditorengeheimnisse bekommen möchten, dann sind Sie im Backhaus Wirth in der Fränkischen Schweiz herzlich willkommen. Denn auch dort wird agiles Vorgehen zum Erlebnis. Zum Seminar „Agiles Backen“.
Die Autorin:
Silke Förtsch
ist tätig in der Organisations- und Führungskräfteentwicklung bei der ERGO Direkt Versicherung in Nürnberg mit den Schwerpunkten Agiles Arbeiten, Transformation und Neue Arbeitswelt. Zuvor war Silke Förtsch Agiler Coach von Managementteams zur Bearbeitung von Fokusthemen der Organisation. Durch ihre systemische Ausbildung bezieht sie unterschiedlichen Perspektiven in ihre Arbeit mit ein und bietet wirkungsvolle Angebote der Beratung und Begleitung.